München – 6. Februar 2018 – INRIX veröffentlichte heute seine Traffic Scorecard 2017. Die Analyse umfasst das Stauaufkommen in 1.360 Städten in 38 Ländern und damit fast 300 Städte mehr als in der letztjährigen Studie – es handelt sich somit um die umfangreichste Staustudie weltweit. Deutschland belegt im weltweiten Vergleich der verkehrsreichsten entwickelten Länder Platz 11 und landet europaweit auf Platz vier. Autofahrer verbringen hier zu Stoßzeiten pro Jahr durchschnittlich 30 Stunden im Stau. Die durch Staus entstandenen Gesamtkosten liegen bei 80 Milliarden Euro, pro Fahrer ergibt das einen Durchschnitt von 1.770 Euro pro Jahr.
In Deutschland analysiert die INRIX Traffic Scorecard 2017 die Verkehrslage von 73 Städten und großen Ballungsräumen, elf mehr als im Jahr 2016. München führt das Ranking zum zweiten Mal in Folge an und ist damit auch 2017 die verkehrsreichste deutsche Stadt und Stauhauptstadt. Autofahrer steckten hier während der Stoßzeiten durchschnittlich 51 Stunden im Stau fest, vier Stunden mehr als im Jahr 2016. In München entstanden dadurch Kosten in Höhe von 2.983 Euro pro Fahrer im Jahr, auf die Stadt gerechnet summiert sich der Betrag auf 2,9 Milliarden Euro. Eine Ursache für den Anstieg ist die relativ hohe Anzahl von Baustellen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten, wie zum Beispiel am Sendlinger Tor und am Thomas-Wimmer-Ring.
Den dramatischsten Anstieg verzeichnen laut INRIX Traffic Scorecard 2017 Hamburg und Berlin. In Hamburg, 2017 auf Rang 2 gelistet, stieg die Zahl der pro Fahrer im Stau verbrachten Stunden von 39 auf 44, in Berlin von 38 auf 44. Das führte zu enormen Kosten in beiden Städten, 6,9 Milliarden Euro pro Jahr in Berlin und 3,5 Milliarden in Hamburg. Auch hier liegt ein Zusammenhang mit Bauprojekten nahe, die zur Instandhaltung und Verbesserung der Infrastruktur durchgeführt wurden, wie etwa die Renovierung des Wallringtunnels in Hamburg oder die Ausbesserung der Fahrbahnbeläge auf der A113 und A100 in Berlin.
In Stuttgart blieb die Zeit, die Autofahrer im Stau verbrachten, gleich, sie lag auch 2017 bei 44 Stunden pro Fahrer. Die dadurch entstandenen Kosten lagen mit 2.386 Euro pro Fahrer um 150 Euro über dem Vorjahreswert. Damit stieg die Summe der Kosten für alle Autofahrer in Stuttgart um fast 250 Millionen Euro auf 918 Millionen Euro pro Jahr.
Baden-Württemberg hat sein Budget für Maßnahmen zur Erhaltung der Straßenqualität erhöht, daher konnten zwischen 2011 und 2016 über 1.000 Kilometer Bundes- und Landstraßen verbessert werden. Vor allem im baden-württembergischen Heilbronn sind große Verbesserungen zu verzeichnen, dort fiel die durchschnittlich im Stau verbrachte Zeit von 45 auf 38 Stunden pro Jahr. So konnte sich Heilbronn vom zweiten auf den siebten Platz im Deutschland-Ranking verbessern. Den wahrscheinlich größten Effekt hatten hier der Abschluss vieler Bauprojekte im Vorfeld der „BUGA 2019“ sowie die Eröffnung der Karl-Nägele-Brücke im Juli 2017.
„Staus kosten die Deutschen über 30 Milliarden Euro pro Jahr, bedrohen das Wirtschaftswachstum und beeinträchtigen die Lebensqualität“, sagt Dr. Graham Cookson, Chef-Volkswirt bei INRIX. „Die Stadtplaner investieren jedes Jahr Milliarden, um das Straßennetz in Stand zu halten und zu verbessern. Wie der Erfolg beispielsweise in Baden-Württemberg zeigt, führen diese Maßnahmen zu spürbaren Verbesserungen. Aber das Verkehrsaufkommen nimmt stetig zu, und um künftige negative Folgen auf die Wirtschaft zu verhindern und die Mobilitätsherausforderungen zu meistern, müssen wir in intelligente Verkehrssysteme investieren.“
Tabelle 1: Die 10 verkehrsreichsten Städte und Ballungsräume Deutschlands
Rang | Stadt | Wartezeit im Stau in Stoßzeiten in Stunden (Vorjahreswert, Veränderung) | Durchschnitt-liche Staurate | Gesamtkosten pro Fahrer | Gesamtkosten für Stadt |
1 (1) | München | 51 (47, +5%) | 16% | € 2.984 | € 2.9bn |
2 (5) | Hamburg | 44 (39, +8%) | 14% | € 2.646 | € 3.5bn |
3 (6) | Berlin | 44 (38, +10%) | 14% | € 2.811 | € 6.9bn |
4 (4) | Stuttgart | 44 (44, -5%) | 13% | € 2.386 | € 918m |
5 (8) | Ruhrgebiet | 40 (35, +11%) | 10% | € 2.129 | € 2.2bn |
6 (3) | Köln | 40 (45, -13%) | 11% | € 2.107 | € 1.4bn |
7 (2) | Heilbronn | 38 (45, -19%) | 14% | € 2.317 | € 154m |
8 (7) | Frankfurt | 36 (38, -9%) | 10% | € 1.820 | € 906m |
9 (11) | Würzburg | 35 (33, +4%) | 14% | € 2.382 | € 241m |
10 (13) | Karlsruhe | 34 (29, +14%) | 12% | € 2.166 | € 468m |
Die INRIX Traffic Scorecard 2017 ermöglicht eine tiefgehende Analyse von Staus in Städten
Auf Basis der Daten von 300 Millionen vernetzten Automobilen und Geräten untersucht die INRIX Traffic Scorecard das Verkehrsaufkommen zu unterschiedlichen Tageszeiten in unterschiedlichen Straßenabschnitten. Beispielsweise analysiert sie den Pendlerverkehr in den Zentren, auf den Wegen in die Stadt hinein und aus ihr heraus, während und außerhalb von Stoßzeiten, während der Arbeitswoche sowie an Wochenenden.
Wichtige Ergebnisse für Deutschland
Ergebnisse zum Verkehr in den Innenstädten
Fahrten stadtein- und auswärts
Wirtschaftliche Auswirkungen
Wochenende
Deutschlands staureichste Straßen
INRIX identifizierte auch die staureichsten Strecken in Deutschland und die Zeiten mit den höchsten Verkehrsbelastungen. Die schlimmste Staustrecke lag 2017 auf der A6 in Mannheim zwischen den Ausfahrten Mannheim-Sandhofen und Viernheimer Dreieck. Fahrer verlieren auf dem 6,5 Kilometer langen Teilstück durchschnittlich 69 Stunden pro Jahr – fast drei Tage. Dieses Ergebnis wurde jedoch durch eine Periode umfangreicher Bauarbeiten verzerrt. Die zweitgrößte durchschnittliche Verzögerung wurde auf der B27 in Stuttgart gemessen, 31 Stunden pro Fahrer und Jahr, auf der Strecke zwischen Siegmaringer Straße und Neue Weinsteige. Münchens schlimmster Abschnitt, auf Platz zehn der Liste, liegt auf dem Mittleren Ring zwischen Olympiapark und Westpark. Auf diesen 6,7 Kilometern verlieren die Fahrer pro Jahr 27 Stunden.
Tabelle 2: Die zehn verkehrsreichsten deutschen Straßen
Rang | Stadt | Straße | Von | Nach | Staureichste Stoßzeit | Staustd. gesamt (p.P./p.a.) |
1 | Mannheim | A6 | Mannheim-Sandhofen | Viernheimer Dreieck | PM | 69 |
2 | Stuttgart | B27 | Sigmaringer Straße | U-Bahnstation Bopser | PM | 31 |
3 | Karlsruhe | B3 | Karlsruhe-Süd | Bulacher Straße | PM | 30 |
4 | Berlin | B96 | Alter Park | Platz der Luftbrucke | AM | 30 |
5 | Karlsruhe | A5 | Kreuz Karlsruhe- Nord | B3/Landstraße | PM | 30 |
6 | Stuttgart | A8 | Wendlingen | Kreuz Stuttgart | PM | 29 |
7 | Hamburg | Poppenbutteler Weg | Krohnstieg | Saseler Damm | PM | 27 |
8 | Wuppertal | A46 | Haan-West | Wuppertal-Cronenberg | PM | 27 |
9 | Berlin | Müllerstraße/
Friedrichstraße |
U-Bahnstation Reinickendorfer Straße | Friedrich- Ecke Reinhardtstraße | AM | 27 |
10 | Munchen | B2R | Olympiapark | Westpark | PM | 27 |
Deutsche Städte im weltweiten Vergleich
Verglichen mit den staureichsten Städten der Welt verbringen deutsche Autofahrer einen relativ hohen Anteil der Zeit im Stau. Fahrer in Los Angeles stehen lediglich 12 Prozent ihrer gesamten Fahrzeit im Stau, in München sind es 16 Prozent, in Hamburg und Berlin 14 und in Stuttgart 13 Prozent. Doch im Vergleich rund um den Globus ist das noch wenig, zum Beispiel stehen Fahrer in der russischen Stahlmetropole Magnitogorsk 44 Prozent ihrer Fahrzeit im Stau.
Tabelle 4: Die 10 staureichsten Städte weltweit - wo befindet sich die Stauhauptstadt?
Rang | Stadt | Land | Kontinent | Wartezeit im Stau in Stoßzeiten (Stunden) | Durchschnitt-liche Staurate |
1 (1) | Los Angeles | USA | Nordamerika | 102 | 12% |
2 (2) | Moskau | Russland | Europa | 91 | 26% |
2 (3) | New York City | USA | Nordamerika | 91 | 13% |
4 (5) | Sao Paulo | Brasilien | Südamerika | 86 | 22% |
5 (4) | San Francisco | USA | Nordamerika | 79 | 12% |
6 (6 | Bogota | Kolumbien | Südamerika | 75 | 30% |
7 (7) | London | UK | Europa | 74 | 13% |
8 (8) | Atlanta | USA | Nordamerika | 70 | 10% |
9 (9) | Paris | Frankreich | Europa | 79 | 13% |
10 (11) | Bangkok | Thailand | Asien | 64 | 23% |
76 | München | Deutschland | Europa | 51 | 16% |
81 | Hamburg | Deutschland | Europa | 44 | 14% |
Deutschland im weltweiten Ländervergleich
An der Spitze der Liste aller 38 Länder, die für die INRIX Traffic Scorecard untersucht wurden, liegt Thailand. Hier verbrachten Autofahrer zu Stoßzeiten durchschnittlich 56 Stunden im Stau. Dahinter folgen Indonesien (51 Stunden) und Kolumbien (49 Stunden) sowie Venezuela (42 Stunden), die USA und Russland (je 41 Stunden). Die beiden letztgenannten Staaten teilen sich somit den ersten Platz im Ranking der entwickelten Länder.
Tabelle 5: Die 10 staureichsten Länder der Welt im Jahr 2016
Rang
(Europa-Ranking) |
Land | Kontinent | Durchschnittliche Wartezeit im Stau in Stoßzeiten (Stunden) |
1 (1) | Thailand | Asien | 56 |
2 (2) | Indonesien | Asien | 51 |
3 (2) | Kolumbien | Südamerika | 49 |
4 (6) | Venezuela | Südamerika | 42 |
5 (4) | Russland | Europa | 41 |
5 (5) | USA | North America | 41 |
7 (8) | Brasilien | Südamerika | 36 |
8 (7) | Südafrika | Africa | 36 |
9 (10) | Türkei | Europa | 32 |
10 (11) | UK | Europa | 31 |
11 (12) | Deutschland | Europa | 30 |
Zuverlässige Daten sind ein erster Schritt, um Staus in den Griff zu bekommen. Big-Data-Anwendungen sind ein entscheidender Baustein, um intelligente Transportsysteme zu entwickeln und die städtischen Mobilitätsprobleme zu lösen. INRIX-Daten und -Analysen zum Verkehr, zur Parkplatzsituation und zur Bevölkerungsbewegung helfen Stadtplanern und Ingenieuren, ihre Budgets optimal einzusetzen und maximale Verbesserungen bei geringeren Kosten zu erzielen – heute und in Zukunft.
Die INRIX Traffic Scorecard 2017 bietet eine quantifizierbaren Vergleichsindex für Regierungen und Städte rund um den Globus, mit dem sich Verbesserungen der städtischen Mobilität und die Auswirkungen von Smart-City-Initiativen messen lassen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.inrix.com/scorecard
Über INRIX
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